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Bronco ist keiner – und damit jeder

— Anna Sinofzik / Gestalten Verlag, Berlin

Bronco schreibt eine Zeit, die niemals schweigt, obwohl längst alles gesagt ist. Angefacht vom kommunikativen Kreuzfeuer eines Hier und Jetzt, das sowohl Schauplatz, als auch Thema seiner Arbeit ist, artikuliert er sich abgehackt und unbeständig, fragmentarisch und rezitierend, flüchtig und dialoghaft.

Eine Sprache verstehen heißt deren Zeit zu verstehen, denn Sprache ist an die Formen des Lebens gebunden, so notierte einst Ludwig Wittgenstein in seinen Philosophischen Untersuchungen. Plakatiert an die Fassaden Berlins erscheinen Bronco’s Worte heute wie Fetzen eines Zwiegesprächs mit einer Gegenwart, die vielerlei Sprachen spricht.


Im Sinne der heute so oft zitierten Corporate Culture hat Bronco eine CI, genauer gesagt ein CD, ein Set klar definierter visueller Merkmale: Gesprüht auf Zeitungsmakulatur, und als Poster im öffentlichen Raum verklebt, setzt er seine Sprüche in immer den gleichen Schwarzen Lettern. Leicht farblich abgesetzt darunter, der Name Bronco. Die Wahl der Arial Variante, die er sich mittels Schablonen verschiedenen Größen zur Hausschrift gemacht hat, erscheint bei genauem Hinsehen als Teil einer Botschaft.


In den frühen 80ern aufgrund von Lizenzproblemen von IBM und Microsoft als Abklatsch der Helvetica produziert, ist die Arial, ganz anders als die Helvetica selbst, schlecht ausgearbeitet, unausgeglichen, verpönt, häßlich. Anstatt wie für Schablonen üblich mit Stegen zu arbeiten, ignoriert Bronco die geschlossenen Punzen der Schrift schlichtweg. – Was zu schwarzen Flecken führt und die Disharmonie der Erscheinung steigert, sie in gewisser Weise radikalisiert. In Kombination mit Bronco’s selbsterklärter “schablonistischer Faulheit” gibt sich die Arial nicht nur als ein trotziges “na und?”, sondern auch als typographische Parodie einer unausgeglichenen, und im Grunde gestörten Zeit.

ist eine Plakatkampagne von Bronco